Grenzüberschreitender Biotopverbund 2022
Greater Region – Habitats across borders! Wichtige Biotopverbundübergänge an den Grenzen
Die Zusammenarbeit zwischen dem GIS-GR und den Mitgliedern der Unterarbeitsgruppe „Biodiversität/Natura 2000“ des Gipfels der Großregion hat es ermöglicht, die wichtigen grenzüberschreitenden Knotenpunkte des Bioptopverbunds auf Ebene der Großregion auszumachen und zu kartografieren:
Ausgangsvoraussetzung und Rahmenziel:
In der länderübergreifenden ‘Großregion’ unterhält jedes der Länder eine eigene Biotopverbundplanung. Diese passten bisher an den Landesgrenzen aber nicht immer zusammen oder man kann dies mangels Zusammenführung nicht erkennen. Weil Natur aber bekanntlich keine Grenzen kennt, ist es wichtig, wenigstens die mittleren und großen “Knotenpunkte” und Übergänge an den Verwaltungsgrenzen zwischen den Ländern und zwischen deren landesinternen Verbundsystemen zu identifizieren. Lokale Detailplanungen werden hier nicht berücksichtigt, können sich aber sekundär aus den großen Punkten ergeben. Auch konkrete Praxisprojekte, die Biotopverbund stärken, sollen aus der Identifizierung von solchen Übergängen Prioritätensetzungen wie Inspiration ableiten können. Umgekehrt könnten durch spätere Praxisprojekte besonders solche Übergänge in ihrer Biotop- und Artenausstattung gestärkt werden. Nicht zuletzt trägt die Festlegung von Übergangsbereichen auch zur planerischen Kohärenz von Natura 2000 auf europäischer Ebene geradezu modellhaft bei.
Nachdem schon immer ein Biotopverbund groß- wie kleinräumig eine zentrale Naturschutzstrategie war und ist, um Lebensräume wie Arten samt Wanderkorridoren zu erhalten sowie Natur samt aller möglichen (semi)natürlichen Veränderungen dynamisch in die Zukunft zu begleiten, kommt ihm aus gleichem Grund auch im aktuellen Klimawandel große zusätzliche Bedeutung zu.
Methoden der Ermittlung:
Alle Biotopverbundplanungen der Länder wurden im Geoinformationssystem der Großregion (GIS-GR) eingelesen und erstmals komplett nebeneinandergestellt. Aufgrund von Biotopverdichtungen an den Grenzen und einiger weniger zueinander passender Korridore wurden Schwerpunkträume gebildet. Durch Analyse von Luftbildern, Auswertung weiterer Fachplanungen und nicht zuletzt durch eigene Geländekenntnis wurden diese überprüft und weitere wichtige Übergangsräume ermittelt. Dabei wurde darauf geachtet, dass trotz einiger unterschiedlicher Biotopdefinitionen zwischen den Ländern die Übergänge vor allem inhaltlich Sinn machen, indem zueinander passende Lebensraumgruppen, Arten und Habitate ähnlicher Ansprüche miteinander kommunizieren oder relativ dicht zusammenliegen. Dabei werden Räume beiderseits der Grenzen, die eine extrem hohe Dichte an verschiedenen Biotopen aufweisen als gleichermaßen wichtig wie diejenige Räumen betrachtet, die beiderseits der Grenze vielleicht weniger Vielfalt, aber doch wichtige Schwerpunkte wenigstens eines bestimmten Bereiches wie Wald oder Trockenrasen enthalten.
Dabei gibt es unterschiedliche Typen von Übergängen:
Es gibt Räume, die entlang eines langen Grenzabschnittes einen ebenso langen guten Übergang darstellen, ohne diesen innerhalb weiter sinnhaft differenzieren zu können: Beispiel ist das Tal der Our bzw. deren Auen zwischen der Wallonie, Luxemburg und Rheinland-Pfalz. Diese ganz biotopreiche “grüne Grenze” ist ein einziger Biotopverdichtungsraum. Analog gilt das für das Biosphärenreservat Pfälzerwald-Vosges du Nord, das zwischen Grand Est und Rheinland-Pfalz ein einziger großer Biotopverbund ist. Innerhalb dessen gibt es sogar schon eine regionale Detailplanung. Hier stellen wir immer nur den Rahmen dar.
Dann gibt es aber auch Räume, die gegenüber ihrer weiteren Umgebung relativ kompakt fast bildlich eine Art Knoten bilden. Beispiele sind der Bereich Nied zwischen Grand Est (Lorraine) und dem Saarland oder ein Biotopverdichtungsraum rund um Schengen zwischen Luxemburg, Grand Est und dem Saarland.
Zwischen den länglichen und den eher kompakten Konzentrationsräumen gibt es viele fließende Übergänge. Außerdem ist eine Abgrenzung gegenüber der Umgebung der Knoten fließend: ausgesprochene Biotopverdichtungen (unsere Knoten alias Übergänge) gehen zu benachbarten Räumen mit “nur” ein paar Biotopen über (kein Knoten). Räume ohne Knoten dürfen daher nicht als generell unwichtig abgewertet werden. Sie können auch wichtige Biotope auf kleinräumigerer Ebene enthalten. Somit ist unsere Schwerpunktbildung letztlich eine Abstraktion, notgedrungen mit Unschärfen. Um auch das zu illustrieren, haben wir auf theoretisch denkbare grafische Unterscheidungen verzichtet und benennen Räume mit wichtigen Übergängen einfach nur mit fortlaufenden Nummern und einem ganz einfachen Kreis innerhalb des Raumes. Selbstverständlich kann sich die Lage und Bedeutung der Knoten mit der Zeit ändern, da Natur von sich aus dynamisch ist.
Ergebnis:
Mit diesem Vorgehen sind insgesamt 33 grenzübergreifende bedeutende Übergänge und Knoten entlang der Grenzen innerhalb der Großregion identifiziert und als Kreise stark abstrahiert dargestellt. Diese haben ihrerseits mindestens einen Anschluss an die jeweiligen landesinternen Verbünde. In einer kurzen Beschreibung werden die Lebensraum-Hauptbereiche kürzest möglich charakterisiert.
Damit steht ein kohärentes großregionales Planungswerkzeug mit Übersichtscharakter als grenzübergreifende Anregung zur Verfügung. Die genannten Rahmenziele werden erreicht. Kleinräumige Planungen, Konkretisierungen gerne in Form von neuen Praxis-Projekten und alle Zuständigkeiten der Länder mit ihren eigenen Planungen bleiben unberührt.
Zum letzten Mal aktualisiert am