2013
Die Karte sowie die unten eingeblendeten Tabellen heben die Tatsache hervor, dass das Großherzogtum Luxemburg das Hauptziel der Grenzgängerströme in der Großregion darstellt. Am 31.03.2013 haben 158 758 Grenzpendler in Luxemburg gearbeitet, von welchen knapp 150 000 in den benachbarten Teilregionen der Großregion wohnhaft sind. Demnach stellen die Grenzpendler 43,6% der gesamten Beschäftigtenzahl in Luxemburg dar, ein einzigartiges Phänomen in Europa1.
Unter seinen benachbarten Regionen sticht Lothringen besonders hervor, da die lothringischen Grenzgänger knapp die Hälfte aller in Luxemburg beschäftigten Grenzpendler ausmachen (47,5%). Die Arrondissements Thionville-Est, Thionville-Ouest und Briey im Norden stellen 37,6% aller in Luxemburg arbeitenden Grenzpendler. Die Regionen um Trier und Arlon, aber auch Metz bilden andere wichtige Wohnschwerpunkte der Grenzgänger.
In Bezug auf die während des letzten Jahrzehnts stattfindende Entwicklung der Grenzgängerströme nach Luxemburg zeigen die folgenden Karten einen Anstieg der grenzüberschreitenden Beschäftigung in allen Gebieten auf. Diese Entwicklung zeugt vom kontinuierlichen Anstieg der Beschäftigtenzahl während der letzten 10 Jahre, der jedoch in den Jahren 2009 und 2010 aufgrund der Wirtschafts- und Finanzkrise gebremst wurde. Die grenzüberschreitendende Beschäftigung und die Einwanderung ermöglichen es dem Großherzogtum, den notwendigen Bedarf an Arbeitskräften zur Entwicklung seiner dynamischen Wirtschaft zu decken. Letztere wird in erster Linie durch den Bankensektor getragen 2.
Die Gebiete entlang der luxemburgischen Grenzen weisen sicherlich die größte Anzahl an Grenzpendlern auf. Jedoch ist festzustellen, dass die Grenzpendler dazu bereit sind, immer weitere Strecken zurückzulegen, um zu ihrem Arbeitsplatz zu gelangen. Dies trifft insbesondere auf die wallonischen Arrondissements Verviers (einschließlich der DG Belgien), Lüttich, Waremme und Huy im Nordosten der Region zu, welche einen sehr hohen Anstieg zwischen 2003 und 2013 verzeichnen. Diese Gebiete befinden sich in beträchtlicher Entfernung zu den wichtigsten Beschäftigungszentren des Großherzogtums, der Stadt Luxemburg und dem Süden des Landes.
Aus der grenzüberschreitenden Beschäftigung ergeben sich Herausforderungen für die Mobilität und das Verkehrswesen. Eine Studie des CEPS/INSTEAD (Centre d’Etudes de Populations, de Pauvreté et de Politiques Socio-Economiques) hat festgestellt, das die große Mehrzahl der Grenzpendler das Auto als Fortbewegungsmittel benutzt (86% im Jahr 2010), was zu einer Überlastung der Hauptverbindungen zwischen Luxemburg, vor allem seiner Hauptstadt, und den benachbarten Regionen führt. Dabei ist zu beachten, dass die Verbesserungen des grenzüberschreitenden Schienenverkehrs und die Schaffung neuer grenzüberschreitender Buslinien eine nicht zu vernachlässigende Auswirkung auf die Mobilität der Grenzpendler gehabt hat. Demnach konnte zwischen 2007 und 2010 ein deutlicher Anstieg der ÖPNV-Nutzung festgestellt werden3.
In Bezug auf die Wirtschaftszweige lässt sich feststellen, dass die Grenzpendler bei weitem keine homogene Gruppe darstellen. Während die Grenzpendler aus Frankreich und Belgien überwiegend im Handel, in der Wartung und Reparatur von Kraftfahrzeugen (15,7% und 16,2%) beschäftigt sind, arbeiteten die deutschen Grenzpendler häufig im Bauwesen (18,2%). Außerdem stellen die Finanz- und Versicherungsdienstleistungen sowie das verarbeitende Gewerbe andere wichtige Beschäftigungszweige der Grenzpendler dar. Dabei stach der Handel in den letzten Jahren mit dem bedeutendsten Anstieg an Grenzgängern in absoluten Zahlen hervo4.
In Hinblick auf die Qualifikation besitzen die einpendelnden Arbeitskräfte ein höheres Bildungsniveau als die nationale Bevölkerung Luxemburgs. Knapp die Hälfte der wallonischen Pendler besitzt einen Hochschulabschluss. Im Jahr 2010 besitzen mehr als 50% der Grenzpendler einen Abschluss einer weiterführenden Bildungseinrichtung (gegenüber 30% im Jahr 2003). Dieses Bildungsniveau spiegelt sich in den sozioprofessionellen Kategorien wider, mit einem starken Anstieg von Grenzpendlern, die Stellen als Direktor, leitende Angestellte oder Angestellte bekleiden5.
Eine letzte Erkenntnis, die aus der Untersuchung der Grenzgänger nach Luxemburg hervorgeht ist die der atypischen Grenzpendler. Dabei handelt es sich um Grenzpendler luxemburgischer Staatsangehörigkeit, die in Luxemburg arbeiten und in Deutschland, Belgien oder Frankreich wohnen. Zwischen 2002 und 2012 ist die Gesamtzahl dieser atypischen Grenzpendler stark angestiegen (von 1 410 auf 3 651 Personen, +159%), wobei etwa die Hälfte unter ihnen in Deutschland wohnt, wo die Entwicklung am ausgeprägtesten ist. Diese besondere Form der Mobilität ist unter anderem auf die Erschwinglichkeit von Wohnungseigentum (der Immobilienpreis in den benachbarten Regionen ist geringer als in Luxemburg), aber auch auf familiäre und kulturelle Beweggründe zurückzuführen, was eine steigende Zahl von Beschäftigten dazu veranlasst, das Land ihres Wohnsitzes zu ändern ohne den Arbeitsort zu wechseln4.
- EURES Luxembourg (2014): L’emploi salarié selon le genre en 2013 au Luxembourg (Les cahiers transfrontaliers d’EURES, n°2/2014)
- Rachid Belkacem et Isabelle Pigeron-Piroth (2012): Les travailleurs frontaliers au sein de la Grande Région Saar-Lor-Lux. Dans: Le travail frontalier au sein de la Grande Région Saar-Lor-Lux. Pratiques, enjeux et perspectives (sous la direction de Rachid Belkacem et Isabelle Pigeron-Piroth, 2012)
- Philippe Gerber et Frédéric Schmitz (2012): Voiture ou transports en commun? Comment les frontaliers se rendent-ils au travail? Dans CEPS (2012): La mobilitlé des frontaliers du Luxembourg: dynamiques et perspectives (les cahiers du CEPS/INSTEAD – Géographie & Développement)
- EURES Luxembourg (2013): Le travail frontalier au Luxembourg: une composante essentielle et incontournable de l’emploi salarié (Les cahiers transfrontaliers d’EURES n°3/2013)
- Guillaume Drevon et Philippe Gerber (2012): Des profils socio-démographiques et forte évolution. Dans CEPS (2012): La mobilité des frontaliers du Luxembourg: dynamiques et perspectives (les cahiers du CEPS/INSTEAD – Géographie & Développement)
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