Personenverkehr 2018: überregionale Ebene

 

Die Karte entsammt einer Zusammenarbeit zwischen dem GIS-GR und dem Centre de recherches et d'études pour l'action territoriale (CREAT) der Katholischen Universität Löwen (UCLouvain). Sie ist Teil des Themenhefts "Mobilität", das durch das CREAT im Rahmen der Raumanalyse für das Raumentwicklungskonzept der Großregion (REKGR) erstellt wurde.

 

Die Rolle der internationalen Verkehrsströme im Personen- und Güterverkehr nimmt zu

Unternehmen und Personen benötigen einen guten Zugang zu den großen europäischen Zentren und zu den Nachbarregionen über leistungsstarke Verkehrsnetze (Hochgeschwindigkeitszüge, Autobahnen, Flughäfen, Kanäle, Häfen…).

Deshalb hat die europäische Kommission Leitlinien für die Entwicklung der Transeuropäischen Verkehrsnetze (TEN-V) festgelegt, die die Prioritäten und die zu erreichenden Ziele festlegen. Diese Leitlinien sehen die Verwirklichung eines multimodalen Netzes auf europäischer Ebene vor (siehe Seite 11). Um dieses zu erreichen, wurden neun vorrangige Korridore festgelegt, von denen vier Teile der Großregion durchqueren:

  • Der Nordsee-Mittelmeer-Korridor
  • Der atlantische Korridor
  • Der Rhein-Alpen-Korridor
  • Der Nordsee-Baltikum-Korridor

Die Tatsache, dass diese Korridore durch die Großregion verlaufen, bestätigt deren zentrale und strategische Position innerhalb von Nord-West-Europa. Diese Lage bringt ihr allerdings große Verkehrsströme, die das Gebiet auf verschiedenen Ebenen betreffen.

 

Im Kontext der Globalisierung ist die zentrale Lage der Großregion in Nord-West-Europa ein Vorteil

Wenngleich die Großregion eine gute Lage im TEN-V-Netz Nord-West-Europas aufweist, so befindet sie sich doch nur in peripherer Lage zu den großen urbanen Zentren, die ihr auf internationaler Ebene Dynamik verleihen. Da die Großregion von vier Korridoren durchquert wird, identifizieren die Entwicklungsstrategien ihrer verschiedenen räumlichen Einheiten eine gute Anbindung an die überregionalen Netze als Schlüsselelement.

Die internationalen und überregionalen Verbindungen verlaufen hauptsächlich über die Flughäfen, das Eisenbahn- (TGV, Thalys, ICE) und das Autobahnnetz. Dies setzt die Verstärkung und manchmal auch die Anpassung der bestehenden Infrastrukturen voraus.

 

Die Großregion verfügt über 7 Flughäfen in den verschiedenen Teilräumen

Die Großregion besitzt drei Flughäfen mittlerer Größe (mehr als zwei Millionen Passagiere pro Jahr) und vier kleinere Flughäfen. Kein Flughafen bietet Langstreckenflüge an.

Der Flughafen Charleroi (BSCA) ist bei weitem derjenige, der die meisten Reisenden transportiert (7.291.395 Passagiere pro Jahr). Dank seiner Spezialisierung auf Billigflüge und seiner Lage besitzt der Flughafen Charleroi auch ein hohes Potenzial als Drehscheibe für Reisende aus dem Nord-Pas-de-Calais, Flandern und Brüssel. Es finden gerade Ausbauarbeiten statt (Abschluss voraussichtlich 2021), die unter anderem die Ankunft von Langstreckenflügen ermöglichen werden.

Der Flughafen Luxemburg-Findel ist der zweitwichtigste Flughafen der Großregion. 2017 konnte er 3.553.823 Reisende willkommen heißen.

Der Flughafen Frankfurt-Hahn hat sich ebenfalls auf Billigflüge spezialisiert. Als drittgrößter Flughafen der Großregion kann er durchschnittlich 2.358.423 Personen willkommen heißen.

Was die kleineren Flughäfen betrifft, so stehen die Flughäfen Saarbrücken (373.204 Reisende) und Metz-Nancy-Lothringen (231.351 Reisende) vor gröβeren Herausforderungen. Die Passagierzahlen des Flughafens Lüttich stiegen von 378.146 im Jahr 2016 auf 188.371 im Jahr 2017. Das Dokument „Bilanz und transversale Bestandsanalyse“ weist darauf hin, dass der Flughafen seinen Fokus eher auf seine logistische Aktivität richten möchte. Schließlich und eher anekdotisch kann man auch den Flughafen Épinal-Mirecourt erwähnen, der nur noch wenige Flüge abfertigt.

 

Flughäfen der Großregion sind einer harten internen und externen Konkurrenz ausgesetzt

Auf der Grundlage von Beobachtungen in im Zeitraum 2006-2016 ist festzustellen, dass die Entwicklung der sieben Flughäfen der Großregion unterschiedlich schnell voranschreitet. Es lassen sich zwei Gruppen unterscheiden. So haben der Flughafen Charleroi und der Flughafen Luxemburg-Findel ihr jeweiliges Passagieraufkommen verdreifacht bzw. verdoppelt. Demgegenüber tendieren die Passagierzahlen der anderen Flughäfen zur Stagnation oder sogar zum starken Rückgang, so wie der Flughafen Saarbrücken, der seit 2006 fast 1.000.000 Passagiere verloren hat.

Die Flughäfen der Großregion bieten hauptsächlich Flugverbindungen zu Zielen innerhalb Europas und zu Sekundarstädten. Diese Flughäfen, die hauptsächlich von Billigfluggesellschaften wie Ryanair genutzt werden, sehen sich einer äußerst harten Konkurrenz ausgesetzt, wie die Schließung des Flughafens Zweibrücken (Rheinland-Pfalz) beweist. Weniger als 100 Kilometer vom Flughafen Saarbrücken gelegen, musste der Flughafen von Zweibrücken 2014 seinen Betrieb einstellen. Diese Situation ist jedoch nicht einmalig. So liegt der Flughafen Metz-Nancy-Lothringen auch weniger als 100 Kilometer von den Flughäfen Saarbrücken und Luxemburg-Findel entfernt. Letzterer befindet sich auch in einer vergleichbaren Nähe zum Flughafen Frankfurt-Hahn. Zudem muss auch die Konkurrenz in Verbindung mit den in der Nähe der Großregion liegenden Flughäfen berücksichtigt werden.

 

Die Großregion befindet sich in der Nähe der größten internationalen Flughäfen

Die Großregion liegt in der Nähe einiger der zwanzig größten internationalen Verkehrsflughäfen: London-Heathrow (2.), Amsterdam-Schiphol (4.), Paris-Charles-de-Gaulle (5.), Frankfurt am Main (8.), London-Gatwick (13.) oder auch München (16.).

Andere Flughäfen am Rande der Großregion sind ebenfalls von internationaler Bedeutung: Brüssel, Köln/Bonn, Düsseldorf oder auch Basel-Mulhouse-Freiburg.

Durch ihre Transportinfrastrukturen hat die Großregion die Chance auf einen Zugang zu diesen interkontinentalen Hubs, die als Tor zum Weltmarkt dienen.

Die Erreichbarkeit dieser Flughäfen stellt somit eine der größten Herausforderungen dar. Die Komplementarität zwischen dem Luft- und Schienenverkehr wird zudem innerhalb der Europäischen Union befürwortet. Die Intermodalität Schienenfernverkehr-Flugzeug, die hauptsächlich bei Flughäfen Erfolg hat, die Langstreckenflüge anbieten, wird von internationalen Flughäfen bevorzugt.

 

Die Zugverbindungen aus der Großregion zu den großen europäischen Zentren sind bedroht

Die Hochgeschwindigkeitsschienenverbindung auf der Achse Brüssel-Namur-Luxemburg-Straßburg-Basel (ehemaliges Projekt EurocapRail) wurde immer noch nicht verwirklicht. Die Verbindung Brüssel-Basel via Luxemburg wurde 2016 sogar vollständig eingestellt zugunsten einer schnelleren Verbindung über Paris, die Luxemburg nicht mehr durchquert.

Die nördliche Achse einer anderen größeren TGV/ICE-Verbindung zwischen Paris und Frankfurt-am-Main, über Saarbrücken, Kaiserslautern und Mannheim, droht an Bedeutung zu verlieren. Dies rührt daher, dass durch die Fertigstellung der Eisenbahn-Schnellfahrstrecke LGV Est zur Verbindung von Paris und Straßburg das Risiko besteht, dass tendenziell mehr Züge auf der Verbindung Paris-Frankfurt über Straβburg geführt werden.

Die Ankunft der LGV Est – mit der Haltestelle Lorraine TGV zwischen Metz und Nancy – bietet der Großregion eine zusätzliche Möglichkeit, sich an das überregionale Netz anzuschließen. Luxemburg kann somit über die Achse Luxemburg-Lothringen von der neuen Achse LGV Est profitieren, um seine Verbindungen mit Paris und Straßburg zu verbessern.

Obwohl sie nicht zu den TEN-V-Korridoren gehört, besitzt die Verbindung zwischen den Ballungsgebieten MAHHL und der Großregion eine Priorität für Luxemburg. So würde eine bessere Direktverbindung Luxemburg-Lüttich für Luxemburg ein Eingangstor europäischer Bedeutung im Norden der Großregion bedeuten. Dies unterstreicht die Notwendigkeit, die Koordination des Betriebs der Netze zwischen den verschiedenen Teilgebieten voranzutreiben, damit die Grenzgebiete der grenzüberschreitenden Räume Teil der grenzüberschreitenden Ballungsgebiete werden können.

Mehrere Strategiepapiere zeigen zudem das Fehlen einer Nord-Süd-Verbindung und belegen die Notwendigkeit, das Netz sowie das Bahnangebot zu erweitern. Die Karten des MORO-Berichts zur Erreichbarkeit der Oberzentren illustrieren dieses Defizit zwischen Lothringen und Rheinland-Pfalz und insbesondere das Fehlen einer effektiven Bahnverbindung mit Köln.

Auch wenn die Fahrtdauer und der Takt noch vergleichsweise unattraktiv sind, sollte darauf hingewiesen werden, dass Reisenden seit Ende 2017 eine Direktverbindung Luxemburg-Düsseldorf via Trier zur Verfügung steht.

Die geplanten neuen Linien Luxemburg-Bettemburg und Metz-Trier unterstreichen diese Ambition.

 

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